Exkursion Gersprenz-Renaturierung
Zu Besuch bei Eisvogel, Storch und Bieber
Neun Teilnehmer fanden sich am Freitagnachmittag bei raschelndem Laub und frischem Herbstwind zum Spaziergang mit Dr. Wolfgang Heimer durch das Naturschutzgebiet Hergershäuser Wiesen ein. Sie konnten das vorläufige Ergebnis aus über 20 Jahren Renaturierung hautnah erleben.
Vom Anglerheim Erlensee zwischen Eppertshausen und Hergershausen führte die Exkursion zunächst zur hundert Meter langen und vier Meter breiten Fischtreppe, die allerlei Wasserlebewesen die Überwindung des nur einen Meter hohen Lachewehrs ermöglicht. Ein immenser Aufwand, der sich aber gelohnt hat – Angler berichten von einem ergiebigen Fischbestand von Aal bis Zander auch oberhalb des Wehrs. Weiter ging die Wanderung dann am linken Ufer des idyllischen Flussabschnitts mit dichten Baumbeständen, sumpfigen Altarmen und Schilfgürteln.
In den Hergershäuser Wiesen wurde viel von der in den 1930er Jahren durchgeführten Begradigung wieder gut gemacht: gigantische Erdbewegungen schufen Überschwemmungsflächen als Hochwasserschutz, die stufenweise geflutet in feuchten Jahren über 150 Tage nass bleiben. Einzelne künstliche Mulden halten das Wasser sogar ganzjährig und sind Brutplatz für zahlreiche Insekten- und Amphibienarten. Vögel nutzen die weiten, von Schafen kurzgehaltenen Flächen als Rast- und Futterplätze. Die Rückkehr der außergewöhnlichen Artenvielfalt vollzog sich nicht zuletzt auch durch die besondere Lage des Gebietes: Auf kleinem Raum finden sich hier unterschiedlichste Bodenverhältnisse: uralte Sanddünen mit Magerrasen gehen über in ein Niedermoor mit torfigen Böden, ideal für Orchideen. Die stark lehmhaltigen Böden der Polder wiederum ergeben fette Feuchtwiesen.
Zwar kann die Gruppe keine Nagespuren des wieder eingewanderten Bibers finden, doch immerhin einige um diese Jahreszeit bereits verlassene Storchennester. Schließlich lässt sich unerwartet sogar ein Eisvogel hören und blicken - er bleibt das ganze Jahr in der Gegend. Auch weniger auffällige, dafür umso seltenere Tiere überwintern in dem Gebiet: Die Kreuzkröte gräbt sich in die Erde ein, bevor sie im kommenden Frühjahr bevorzugt in den flachen Pfützen am Rande benachbarter Äcker laicht.
Um diese Tiere bestmöglich zu schützen, wurden zwar einzelne Durchgänge gesperrt, doch es bleiben noch immer genügend Wege für Erholungssuchende, wie die Gruppe bei der Exkursion selbst erleben durfte. Dabei hat sich Dr. Wolfgang Heimer noch einmal als hervorragender Kenner und Vertreter der jahrzehntelangen Bemühungen um diesen sehr abwechslungsreichen Lebensraum präsentiert. Wir danken ihm sehr für die Unterstützung unser Anliegen!
Naturnahe Bachläufe und ihre Bedeutung für Mensch und Natur am Beispiel der Gersprenzrenaturierung
Exkursion | Ev. Gemeindehaus Niedernhausen | Freitag, 7. November 2014, 14:30 Uhr
Jahrzehnte wurde die Bedeutung der kleinen Fließgewässer für den Wasserhaushalt und die Grundwassersituation unterschätzt. Erst durch die intensiven Bemühungen der Naturschutzverbände konnte in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden ein Umdenken eingeleitet werden. Der Unterlauf der Gersprenz ist ein anschauliches Beispiel dafür, welche Maßnahmen notwendig sind, um die natürlichen Funktionen der Bachläufe wieder herzustellen.
Dr. Wolfgang Heimer, seit 1986 Leiter der Unteren Naturschutzbehörde beim Landkreis Darmstadt/Dieburg und, bedingt durch seine langjährige Tätigkeit als Mitglied verschiedener Naturschutzverbände, hervorragender Kenner der Region, wird uns im Rahmen eines Vortrags und einer Exkursion diese Bedeutung erläutern, in eindrucksvollen Bildern darlegen und im Rahmen einer Exkursion vor Ort zeigen.
Termin des Vortrags:
Mittwoch, 5. November 2014, um 20:00 Uhr im Kleinen Saal im Bürgerhaus Niedernhausen
Termin der Exkursion:
Freitag, 7. November 2014, Treffpunkt um 14:30 Uhr am Feuerwehrhaus in Niedernhausen (bzw. 15.30 Uhr Anglerheim am Erlensee bei Hergershausen)
Ksoten: 5 Euro (bitte passend mitbringen)