Jahresthema 2014: Wasser

Wasser macht Leben erst möglich - und Leben besteht
zu einem wesentlichen Teil aus Wasser.
Von den ungeheuren Wassermengen auf der Erde
sind für den Menschen allerdings nur deutlich weniger
als ein halbes Prozent nutzbar – zum Trinken, für die
Ernährung, für sanitäre und industrielle Zwecke.
Ein höchst kostbares Gut also, dem wir im Jahr 2014
unsere ganze Aufmerksamkeit widmen wollen.
Mach’ dir (d)ein Bild. 

Wasser

Wasser für Kirinda:
Über die Hilfe zur Selbsthilfe

Infoabend  |  Bürgerhaus Billings  |  Mittwoch, 21. Mai 2014, 20.00 Uhr

Beim Infoabend am 21. Mai herrschte eine familiäre Atmosphäre: ideale Basis für angeregte Diskussionen mit den Gästen von „Junge Menschen für Afrika“ und „Ingenieure ohne Grenzen“ über die praktische Umsetzung Ihres Wasserprojekts in Ruanda und über die Erfolgsfaktoren erfolgreicher Entwicklungszusammenarbeit.

In vielen afrikanischen Ländern haben die Menschen oft keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser, weil die notwendige Infrastruktur schlicht nicht vorhanden ist – ein für uns Europäer kaum vorstellbarer Zustand. Der Verein „Junge Menschen für Afrika“ aus Ober-Ramstadt engagiert sich mit verschiedenen Projekten in Ruanda, einem Land in Ostafrika, in dem die Menschen überwiegend von der Landwirtschaft, insbesondere Kaffee- und Tee-Anbau leben. Liane Stähle, die Vorsitzende des Vereins, hat selbst über sechs Jahre lang in Ruanda gelebt. Nach dem Genozid im Jahr 1994 begann sie mit dem Ausbau einer Schule in dem Dorf Kirinda im Süden des Landes. Das war der Startschuss für ihr langjähriges Engagement in Afrika: Es folgten mit der Zeit immer mehr Projekte und schließlich die Gründung des Vereins, der mittlerweile 110 Mitglieder hat.

Nachhaltige Entwicklung statt kurzfristige Arbeitseinsätze

Eine weitere Mitstreiterin ist die Groß-Bieberauerin Nicole Müller, diplomierte Betriebswirtin und Koordinatorin für Entwicklungszusammenarbeit. Sie stellte die vielen verschiedenen Projekte des Vereins vor: diese reichen vom Bau von Sportplätzen über die Einrichtung eines Kindergartens und einer Bibliothek, die Gründung einer Korbflecht-Kooperative, einem Näh- und einem Englischclub bis hin zur Initiierung von Baumpflanzaktionen, eines Schulgartens und einer Bananenplantage. Ein recht neues Projekt ist der Kauf von Mutterziegen als Hilfe für alleinstehende Frauen in dem Dorf. Der Fokus liegt dabei immer auf der Hilfe zur Selbsthilfe: Investiert wird vor allem in Schul- und Ausbildungsprojekte, für deren Fortführung die Dorfbewohner selbst verantwortlich sind. Nur durch die Einbeziehung der Betroffenen von Anfang an kann eine nachhaltige Weiterentwicklung stattfinden. So wäre der Erfolg eines kurzfristigen Arbeitseinsatzes - z.B. an der Wasserversorgung - nur von kurzer Dauer, wenn niemand vor Ort in Betrieb und Instandhaltung der Anlage ausgebildet würde.

Finanzierung erfordert Organisation, ist aber nicht unmöglich

Stephanie Höhnle, die ihren Sohn Till mit zum Vortrag mitbrachte, erläuterte wie der Verein sich und seine Projekte finanziert. Laufende Ausgaben müssen durch Spenden und den Handel mit im Dorf hergestellten Handarbeiten gedeckt werden. Für das Wasserprojekt mit einem Gesamtfinanzbedarf von rund siebenunddreißigtausend Euro musste jedoch ein Großspender gefunden werden. Und tatsächlich übernahm die Stiftung des deutschen Traditionsunternehmens Röchling, welches sich in über hundert Jahren von der kleinen Kohlenhandlung zum Kunststoffspezialist entwickelte, die Kosten zu hundert Prozent. Voraussetzung hierfür war ein ausgereifter Projektantrag, der das Projekt in einzelne, gut dokumentierte Phasen gliederte und einen starken Bezug zu den von der Stiftung geförderten Themenfeldern wie Bildung, Gesundheit und Umweltschutz herstellte.

Das Richtige mit den richtigen Menschen in der richtigen Reihenfolge tun

Tobias Fiedler, Gründer der Regionalgruppe Mannheim des Vereins „Ingenieure ohne Grenzen“ veranschaulichte schließlich die einzelnen Projektphasen aus praktischer Sicht. Mit vielen Bildern und interessanten Fakten machte er klar, warum es bei dem ganzen Vorhaben besonders auf die Planung und die Reihenfolge der Einzelschritte ankam.

So waren bereits in der ersten Projektphase ohne die Hilfe von Ingenieure ohne Grenzen Dachrinnen installiert und Kunststoffzisternen angeschlossen worden – die denkbar einfachste Art, Regenwasser zu sammeln um es direkt an Ort und Stelle zu verbrauchen. In Phase zwei wurden dann unter der fachkundigen Anleitung der Ingenieure ohne Grenzen zwei bereits bestehende Quellen saniert und die daraus gewonnene Wassermenge nahezu verdoppelt. Die Arbeiter stammten aus der Umgebung und erledigten alle Baumaßnahmen von Hand: Roden der Bäume rund um die Quellen, Ausgraben der alten Installationen, Neuanlage von Sammelgräben in der wasserführenden Hangschicht – und auch das gesamte benötigte Material musste auf Köpfen und Rücken zur Baustelle transportiert werden. Nach dem Verlegen der Drainagerohre, dem Verfüllen der Gräben mit Kies als Filterung und einer Deckschicht und der Instandsetzung der Sammelschächte wurde auch ein Umgebungsschutz in Form eines stabilen Zauns errichtet, um das Quellgebiet vor Verunreinigungen durch Menschen und Tiere zu schützen.

Durch die detaillierte Erklärung der beim vorigen Bau gemachten Fehler und der Vorgehensweise bei Sanierung und Erweiterung der Anlage konnten vom Lehrer bis zum einfachen Arbeiter alle sozusagen nebenbei wertvolles Wissen sammeln. Auch der Pastor und regionale Politiker, Lehrer und Schüler wurden eng einbezogen, um die bauliche Anlage und die Wasserqualität durch richtige Nutzung und Instandhaltung zu sichern. Damit ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Entwicklung der stark zersiedelten Gegend mit rund sechstausend Einwohnern getan, denen im Übrigen auch kein Abwassersystem zur Verfügung steht. Für die Zukunft denkt man neben der Einführung einer freiwilligen Frischwasserabgabe der Bewohner, dem sogenannten Wasser-Cent zur Deckung der Wartungskosten, nun erst einmal an Projektphase drei. Zwei weitere Quellen in der Umgebung wurden bereits von den jungen Ingenieuren erkundet, um die technischen Anforderungen und damit den Finanzbedarf für die Erschließung zu ermitteln und dann auf die Suche nach geeigneten Spendern zu gehen. Wir wünschen Ihnen und den jungen Menschen für Afrika von Herzen viel Erfolg dabei.

Hier ist unsere ursprüngliche Einladung:

Wasser für Kirinda
Junge Menschen für Afrika

Informationsabend  |  Bürgerhaus Billings  |  Mittwoch, 21. Mai 2014, 20.00 Uhr

Gemäß den von der Völkergemeinschaft definierten Menschenrechten hat jeder Mensch ein Recht auf sauberes Wasser. Für uns eine Selbstverständlichkeit - strömt uns doch beim Öffnen des Wasserhahns rund um die Uhr frisches und sauberes Trinkwasser in geradezu unerschöpflicher Menge entgegen. Ein Zustand, der in vielen Regionen der Erde völlig anders ist. Trotz beträchtlicher Fortschritte innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte hat auch heute noch rund jeder sechste Erdenbürger keinen Zugang zum lebensnotwendigen Wasser.

Knapp und/oder schwer zugänglich ist Wasser auch in vielen Regionen Afrikas, vor allem in den Subsahara-Gebieten. Hier liegt auch Ruanda, eines der kleinsten und ärmsten Länder des schwarzen Kontinents, in dem sich seit inzwischen mehr als einem Jahrzehnt der Verein „Junge Menschen für Afrika“ (JMFA) aus dem benachbarten Ober-Ramstadt engagiert. Mit direkter und aktiver Hilfe trägt der Verein bei zu einer besseren und lebenswerten Zukunft für die Menschen in der Region, insbesondere in dem kleinen ruandischen Bergdorf Kirinda.

Auf der Basis einer intensiven, lebendigen und vor allem gleichberechtigten Partnerschaft zwischen den Kulturen initiiert und begleitet „Junge Menschen für Afrika“ sehr unterschiedliche Projekte in den Bereichen Bildung, Landwirtschaft und Ernährung sowie bei der Schaffung geeigneter sozialer und technischer Infrastrukturen.

Eines dieser Projekte betrifft die Wasserversorgung von Kirinda. Bereits seit 2008 wird mit Erfolg daran gearbeitet, die Situation vor Ort in einem mehrstufigen Prozess zu verbessern. Tatkräftig unterstützt wird JMFA dabei inzwischen durch die Ingenieure ohne Grenzen, finanzielle Beiträge leistet auch die Röchling Stiftung.
 

An unserem Informationsabend begrüßen wir drei Gäste als ReferentInnen und GesprächspartnerInnen, die uns hautnah und authentisch von ihrer wertvollen Arbeit berichten werden:

Liane Stähle aus Wembach lebte selbst für viele Jahre in Ruanda und ist die Begründerin des Vereins. Sie kennt aus eigener Erfahrung nicht nur das Leben dort, sondern auch die Auswirkungen des grausamen Genozids von 1994, die im gesellschaftlichen Leben bis heute spürbar und präsent sind.

Nicole Müller arbeitet hauptberuflich bei der Christoffel-Blindenmission. Sie ist seit Jahren aktiv im Verein und vor Ort in Kirinda. Dabei baut sie auch auf die Kenntnisse aus ihrer Weiterbildung zur Projektkoordinatorin in der Entwicklungszusammenarbeit.

Tobias Fiedler ist Initiator und Leiter der Regionalgruppe Mannheim von Ingenieure ohne Grenzen e.V. Er war Anfang 2014 zur Umsetzung eines Wasserquellenprojektes in Ruanda. Der 27-jährige hat jeweils einen Masterabschluss in Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen. Er lebt und arbeitet in Mannheim.

Weitere Informationen findest du unter www.jmfa.de

Ansprechpartner: Achim Krell
 

Zurück