Info-Abend "Wasser global":
Von blauem, grünem und grauem Wasser
Infoabend | Bürgerhaus Billings | Mittwoch, 09. April 2014, 20:00 Uhr
Kein Wasser auf der Welt geht verloren, es ändert nur seinen Aggregatzustand. Oder seine „Farbe“. In ihrem Vortrag erklärte Anette Schäfer anschaulich, was man unter blauem, grünem und grauem Wasser versteht und welche Bedeutung virtuelles Wasser für uns haben sollte.
Es erscheint paradox: Zwei Drittel unserer Erde sind von Wasser bedeckt – und dennoch ist davon nur rund 0,3 Prozent für den Menschen nutzbar. Man sollte dennoch meinen, es sei genug für alle da, aber das Wenige ist sehr ungleich verteilt und die Gründe dafür sind vielschichtig.
Während seiner Begrüßung der rund 30 Gäste rückte Achim Krell deshalb zunächst die generelle Komplexität von Umweltproblemen ins Bewusstsein der Zuhörer: Das zeitige Frühjahr und auch der vergangene Winter waren so warm und niederschlagsarm wie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Dennoch ist schwer zu sagen, ob es sich dabei wirklich um die Folgen der vielbeschworenen Klimaerwärmung handelt oder um einen natürlichen Klimazyklus. Wir freuen uns meist über die vielen Sonnenstunden – doch die Landwirte und Gärtner unter uns vermissen auch schmerzlich die dringend benötigten, in den gemäßigten Breiten sonst so reichlichen Niederschläge.
Extreme nehmen zu
Anette Schäfer, die Masterandin für Umweltwissenschaften an der Frankfurter Goethe Universität ist, zeigte in einem gut einstündigen Vortrag die globalen Schwierigkeiten mit der Ressource Wasser und deren Ursachen auf. Ganz klar steht den Menschen in verschiedenen Regionen der Erde rein aufgrund geografischer Voraussetzungen unterschiedlich viel Wasser zur Verfügung. Doch der Einfluss des Menschen verstärkt die Extreme: In Europa verhindert die zunehmende Verstädterung und Flächenversiegelung eine Versickerung der Niederschläge, was zu Grundwassermangel, bei Unwettern aber auch zu katastrophalen Überschwemmungen führen kann. In den von Natur aus benachteiligten Regionen wie den trockenen Subtropen nimmt die Wasserverknappung zu, was neben den Folgen für die Umwelt oft auch soziale Spannungen mit sich bringt. Im Jahr 2010 haben sich die Vereinten Nationen daher zu einem grundlegenden Menschenrecht auf Zugang zu sauberem Wasser bekannt und einen Ausbau der weltweiten Wasserinfrastruktur beschlossen. Zwar ist diese Vereinbarung rechtlich nicht bindend für die Mitgliedsstaaten, doch die Resolution unterstreicht die Wichtigkeit der globalen Wasserthematik.
Virtuelles Wasser – ein wissenschaftlicher Ansatz
Wenn sich Anette Schäfer während ihres Studiums mit der Messbarkeit von Wasserverbrauch und -Belastung durch den Menschen befasst, fällt dabei immer wieder der Begriff des virtuellen oder „versteckten“ Wassers. Dahinter verbirgt sich die Wassermenge, die zur Herstellung eines Produktes unter Berücksichtigung der gesamten Wertschöpfungskette erforderlich ist. So benötigt man zur Herstellung einer Tasse Kaffee rund 140 Liter Wasser, das während Wachstum, Ernte, Reinigung und Transport verbraucht wird. Ein Kilogramm Rindfleisch schlägt schon mit rund 15.000 Litern zu Buche, ein Kilo Kakaobohnen mit 27.000 Litern und für ein neues Auto benötigt man gar 400.000 Liter Wasser, die spätere Entsorgung nicht eingerechnet.
Der Wert des virtuellen Wassers setzt sich aus verschiedenen Bestandteilen zusammen: grünes Wasser steht für natürlich gefallenen Niederschlag, der von der Natur sowie der Land- und Forstwirtschaft direkt verbraucht wird. Blaues Wasser ist Süßwasser aus Seen, Flüssen und Grundwasservorräten und graues Wasser schließlich steht für die Menge Wasser, die benötigt wird, um verunreinigtes Wasser bis zur Neutralität zu verdünnen. Je höher der Anteil an blauem und grauem Wasser in einem Produkt ausfällt, desto problematischer ist sein Ressourcenverbrauch.
Tipps zum Wassersparen
Anette Schäfer gab auch einen Überblick über mögliche Maßnahmen zur Verringerung des menschlichen Wasserverbrauchs: In erster Linie erfordert erfolgreiches Wassermanagement mehr interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Technologie. Lebensmittel sollten dort angebaut werden, wo sie von Natur aus optimal wachsen, so dass möglichst wenig blaues Wasser für ihre Produktion benötigt wird. Effizienzsteigerung bei der künstlichen Bewässerung und die Reduktion des Pestizid- und Düngereinsatzes schonen ebenfalls die Reserven. Und natürlich auch das Verhalten jedes Einzelnen: wasserintensive Produkte wie Rindfleisch, Schokolade oder Lebensmittel mit langen Transportwegen sollte man meiden und Elektronik wenn möglich eher reparieren oder gebraucht erwerben statt immer neue Geräten zu kaufen. Weniger Fleisch zu essen und regionale, saisonale Produkte zu bevorzugen, dient schlussendlich nicht nur dem Wassersparen, sondern schont unsere Erde auch in anderer Hinsicht.
Mach Dir (d)ein Bild:
www.virtuelles-wasser.de
www.tag-des-wassers.com
Hier ist unsere ursprüngliche Einladung:
Die Welt ertrinkt - und verdurstet doch!
Verteilung und Management der Ressource Wasser
Infoabend | Bürgerhaus Billings | Mittwoch, 09. April 2014, 20:00 Uhr
Unsere Erde, der blaue Planet mit unbegrenzt brauchbaren Wasservorkommen?! „Ganz klar“, sagen die einen, die anderen bekommen da ihre Zweifel: mit 97 % entfällt der Großteil des weltweiten Vorkommens schließlich auf das Salzwasser und damit die schier unendlichen Wassermassen der Ozeane. Für den Menschen ist dieses Salzwasser allerdings unbrauchbar und fällt für eine weitere Verwendung weg. Dem gegenüber stehen weltweit lediglich 3 % der Ressource Süßwasser. Davon sind allerdings zwei Drittel in den Gletschern und Eiskappen der Pole und Gebirge und weitere 30 % im unterirdischen Grundwasser gespeichert. Somit bleiben der globalen Bevölkerung eigentlich nur 0,3 % der weltweiten Wassermassen in Seen, Flüssen und Tümpeln zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse übrig.
Diesem Vorkommen und der bedeutungsvollen Verteilung stehen verschiedene Nutzungsansprüche gegenüber; neben der Bereitstellung von Trinkwasser nutzt der Mensch Wasser hauptsächlich zur Produktion von industriellen Gütern und Nahrungsmitteln. Doch nicht alles verbleibt an Ort und Stelle und wird dort genutzt, wo es produziert wird. Internationale Lieferketten und Konsumströme handeln mit den Produkten rund um den Globus. Neben preiswerten Gütern und billiger Arbeitskraft ist die Folge eine Verschärfung der Wasserproblematik in den südlichen Ländern, wie bspw. Bangladesch oder Mali. Durch den Handel mit virtuellem Wasser stellt sich nicht nur die Frage nach der moralischen Verantwortung sondern auch nach den Kosten und Schwierigkeiten für Mensch und Umwelt.
Vor dem Hintergrund des anthropogen bedingten Klimawandels, einer zunehmenden Verstädterung und Globalisierung sollen die Zusammenhänge und Schwierigkeiten unseres Umgangs mit der Ressource Wasser deutlich gemacht werden. Die Bedeutung verschiedener Landnutzungstypen und die Folgen eines globalisierten Handels in Bezug auf die Ressource Wasser sollen thematisiert werden.
Anette Schäfer, Jahrgang 1985, ist studierte Umweltwissenschaftlerin und steht kurz vor ihrem Masterabschluss an der Goethe Universität, Frankfurt a.M.. Ihre Schwerpunktthemen sind neben Wasser und Boden auch die Ökotoxikologie und Soziale Ökologie. Bei letzterem geht es vor allem darum, ein Verständnis des Zusammenwirkens von Mensch und Umwelt zu entwickeln. Auch die Entwicklung von Lösungspfaden, für sozial-ökologische Probleme ist Teil dieser Fachrichtung.
Privat engagiert sie sich in der Transition Town Initiative Frankfurt (Untergruppe „Nachhaltiger Konsum“) und leitet neben einer BUND Kinder- und Jugendgruppe auch eine Kinderklettergruppe der DAV Sektion Frankfurt.
Mittwoch, 09. April 2014, 20:00 Uhr
Bürgerhaus Billings, Almenweg 1, 64405 Fischbachtal
Anfahrt: http://goo.gl/maps/Szfzs
Eintritt frei. Eine Spende unterstützt unsere Arbeit.