Jahresthema 2014: Wasser

Wasser macht Leben erst möglich - und Leben besteht
zu einem wesentlichen Teil aus Wasser.
Von den ungeheuren Wassermengen auf der Erde
sind für den Menschen allerdings nur deutlich weniger
als ein halbes Prozent nutzbar – zum Trinken, für die
Ernährung, für sanitäre und industrielle Zwecke.
Ein höchst kostbares Gut also, dem wir im Jahr 2014
unsere ganze Aufmerksamkeit widmen wollen.
Mach’ dir (d)ein Bild. 

Wasser

23. April 2014: Water makes money
Warum Wasserprivatisierung Kommunen arm macht

Beim Filmabend erfuhren die ZuschauerInnen, welche Folgen die in den ver­gan­genen Jahren so oft praktizierte Privatisierung der öffentlichen Wasserversorgung für Umwelt, Verbraucher und die finanzielle Lage von Städten und Kommunen hat.

Rund 40 ZuschauerInnen aus Fischbachtal und der Umgebung kamen am Mittwoch­abend ins Bürgerhaus in Niedernhausen, um sich „Water makes money“ anzusehen. Der Dokumentarfilm berichtet von zahlreichen missglückten Privatisierungsprojekten im Bereich der öffentlichen Wasserversorgung - vor allem durch die Konzerne Veolia Environnement und GDF Suez in Frankreich. Aber auch gelungene Initiativen zur Rekommunalisierung wurden vorgestellt.

Privatisierung – ein Heilmittel bei schwachem Haushalt?

Privatisierung ist seit Jahren ein Trend und muss nicht zwangsläufig negativ sein. Doch was, wenn Dinge, die wir als Allgemeingut betrachten, plötzlich nicht mehr den BürgerInnen gehören, sondern einem anonymen, profitorientierten und multinational agierenden Großkonzern? Wo die Grenze ziehen? Was sollte in öffentlicher Hand bleiben und was kann durch die freie Marktwirtschaft tatsächlich besser geregelt werden? Und ist die Privatisierung einer lebensnotwendigen Ressource tatsächlich ein Mittel, um eine klamme Haushaltskassen zu entlasten? Soviel steht fest: Nach dem Film „Water makes money“ kann daran niemand mehr ernsthaft glauben.

So sind z.B. die Preissteigerungen, die nach einer Privatisierung der öffentlichen Wasserversorgung meist auftreten, nicht auf gestiegene Kosten zurückzuführen, sondern vielmehr auf ein Geschäftsmodell, von dem nur die privaten Konzerne profitieren. Bei einer sogenannten Private Public Partnership (PPP) verkauft oder verpachtet eine Stadt die bestehende Infrastruktur an einen privaten Investor, der Betrieb und Instandhaltung übernimmt. Mit Wasser lässt sich kurzfristig viel Geld verdienen, jedoch sind der Bau und die Wartung von Leitungen, Kanälen und Versorgungswerken sehr kostenintensiv und die Amortisationsdauer lang. Deshalb verzichten die privaten Betreiber oft einfach darauf, rechnen die Kosten aber fleißig ab.

Leider bedienen sich die Konzerne noch weiterer fragwürdiger bis eindeutig illegaler Methoden, allzu häufig Betrug und Korruption im großen Stil. Durch die enge Verquickung der Konzerne mit der Politik wird eine Regulierung im Sinne der Verbraucher verhindert, Posten werden untereinander getauscht, gegenseitige Gefälligkeiten erwiesen, im Jahr 2013 stand gar eine Gesetzesvorlage zur Debatte, die eine europaweite Privatisierung der Wasserversorgung ermöglicht hätte. Und das alles auf Kosten der BürgerInnen, die nicht nur die steigenden Gebühren bezahlen müssen, sondern zu einem späteren Zeitpunkt auch die Sanierung der maroden Infrastruktur. Am Ende bleiben nur noch der Rückkauf und teure Reinvestition. So heißt der neue Trend in vielen Städten, die ihre Wasser­ver­sor­gung zuvor privatisiert hatten, Rekommunalisierung - die Wieder-Verstaatlichung der Wasserbetriebe. Ein berühmtes Beispiel hierfür ist Paris, wo eine radikale Kehrtwende erfolgte.

Kommunen sollten die Wasserversorgung in eigener Hand behalten

Dass es auch anders geht, zeigt u.a. das kleine Fischbachtal: In der an­schlie­ßenden Diskussionsrunde gab Bürgermeister Wilfried Speckhardt einen Einblick, wie unsere Gemeinde im Hinblick auf die Wasserversorgung mit steigenden Kosten und anstehenden Instandhaltungen umgeht. Er machte klar, dass eine Privati­sierung hier schon aus rein finanziellen Gründen keine Option darstellen kann und vertritt pragmatischere Ansätze. So übernimmt im Fischbachtal der kommunale Bauhof die Instandhaltung der Infrastruktur, was natürlich auch bezahlt werden will. Bei einmaligen größeren Investitionen werden zuweilen auch die Bürger einbezogen. Dennoch ist der Preis für einen Kubikmeter Wasser in den vergangenen Jahren nur moderat gestiegen, eine Neuverschuldung konnte vermieden und die Kontrolle über die örtliche Wasserversorgung erhalten werden. Es lohnt sich also, genauer hinzusehen und nicht auf fragwürdige Berater zu hören, die schon so manche Kommune in die Privatisierungsfalle gelockt haben.

Mit der Gewissheit, dass das qualitativ hervorragende Wasser in unserem schönen Fischbachtal auch in Zukunft den BürgerInnen gehören wird schlossen wir diesen eindrücklichen Filmabend.

 

Mehr Informationen im Internet

 

Hier ist unsere ursprüngliche Einladung:

Water makes Money

Filmabend | Bürgerhaus Niedernhausen | Mittwoch, 23. April 2014, 20:00 Uhr

Der Dokumentarfilm von Leslie Franke und Herdolor Lorenz aus dem Jahr 2010 befasst sich mit der zunehmenden Privatisierung unserer Trink- und Grundwasserreserven und ihren ökonomischen Begleiterscheinungen. Offenbar ein Treffer ins Schwarze, denn in Folge wurden die Filmemacher von einem im Film heftig kritisierten französischen Trinkwasserkonzern verklagt - jedoch ohne Erfolg. Mach Dir (d)ein Bild, ob Wasserprivatisierung wirklich ein Segen für klamme Kommunen sein kann oder ob es sich hierbei nur um eine weitere Spekulationsblase und damit ein Spiel auf Zeit handelt.

Water makes Money

Der Filmabend findet am Mittwoch, den 23. April 2014 um 20:00 Uhr  im Bürgerhaus Niedernhausen (kleiner Saal) statt. Der Eintritt ist frei – über einen Beitrag zur Deckung der Vorführlizenz freuen wir uns!
 

Daten und Fakten

Dokumentarfilm, 2010

Regie: Leslie Franke, Herdolor Lorenz

Laufzeit: ca. 80 Minuten

Ohne Altersbeschränkung

Weitere Infos unter www.watermakesmoney.com/de/

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