Tafel 6:   Der Rußberg - besondere Vielfalt auf engem Raum

Woher die Bezeichnung „Rußberg“ kommt, konnten wir nicht ausfindig machen. Möglicherweise gab es auch hier Köhleraktivitäten wie sie auf dem gegenüberliegenden Bergrücken des Fischbachtales nachgewiesen sind. (vgl. Sauerwein: „Geographisch-historischer Lehrpfad“, ISBN 3-923366-00-0). Allerdings wurden am Rußberg keine der sogenannten „Köhlerplatten“ gefunden. Da diese Landschaftskuppe nahezu ausschließlich als Grünland mit Obstanbau landwirtschaftlich genutzt wurde und wird, ist die Erdschicht im Vergleich zu den lockeren Waldböden gegenüber wesentlich trockener und damit fester, so dass auch Zufallsfunde beim Pflügen unwahrscheinlich sind. Gezielte Untersuchungen gab es bisher keine.

Extensive Nutzung bringt Artenvielfalt und Strukturreichtum

Die Wiesen sind Magerwiesen, d.h. dort findet kaum Düngung statt, außer durch die Ausscheidungen der Weidetiere. Diese sind fast ausschließlich Schafe und Rinder. Bedingt durch die nach Süden bis Westen geneigte Hanglage sind die oberen Erdschichten auf der Kuppe sehr trocken. Entsprechend ist der Pflanzenbewuchs mit den in der Info-Tafel erwähnten Beispielen und weiteren typischen Trocken- und Magerwiesenanzeigern wie dem Wiesensalbei (Salvia pratensis), Gräsern wie der Aufrechten Trespe (Bromus erectus) oder dem Zittergras (Briza media).

Im Verfahren der 1950er Flurbereinigung in Niedernhausen wurden den Grundeigentümern mit wenig Grundbesitz im Außenbereich ihre Flächen besonders in diesem für die Maschinenbearbeitung nicht so gut geeigneten Bereich zugewiesen; entsprechend kleinparzelliert ist dieser Gemarkungsteil. (Die Flächen der Vollerwerbslandwirte wurden als größere Schläge vor allem in die flacheren Teile des Fischbachtales gelegt.) Mit dem Strukturwandel der Landwirtschaft im letzten Jahrhundert, besonders in den 1970er und 80er Jahren, wurde der Rußberg immer mehr aus intensiver landwirtschaftlicher Nutzung genommen; so konnte sich das Gebiet mit all seinen Kleinstrukturen und vor allem den noch vorhandenen alten Obstbaum-Hochstämmen sehr struktur- und artenreich entwickeln.

Geringe Störungen machen diesen Landstrich so wertvoll

Der Freizeitdruck ist hier relativ gering, es gibt keine Bauten im Außenbereich, weder legale noch illegale, und die landwirtschaftliche Nutzung beschränkt sich auf Schaf- und Rinderhaltung, auf Obstanbau im Hochstammverfahren (Streuobstwiesen) und auf Bienenhaltung. Alles zusammen stellt eine sehr naturverträgliche Form der Nutzung dar. Entsprechend vielfältig sind Flora und Fauna; entsprechend erholsam ist ein Spaziergang - vielleicht verbunden mit einer Brotzeit - in diesem Landschaftsteil.

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