Über Bieneninseln, Käferkeller, Trachtfließband in einem schönen Naturgarten

Unter dem Thema „Vielfalt, Wildnis und Schönheit im heimischen Garten“ hatten wir am Sonntag den 22. Mai 2022 zu einer außergewöhnlichen Gartenführung eingeladen.

Bei sonnigem Frühsommerwetter drängten sich rund vierzig interessierte Besucherinnen und Besucher zwischen Wiesenflächen, Stauden und Sträuchern und bestaunten die wilde Vielfalt im Garten von Frau Schwebel in Niedernhausen. Mit der Umgestaltung hat sie vor ca. drei Jahren begonnen.

Das Erscheinungsbild ihres Gartens wird geprägt von einer Fülle heimischer Pflanzen wie z.B. Ackerwitwenblume, Schafgarbe, Waldmohn, Wilde Möhre, Nachtviole, Disteln, Fingerhut, Holunder und vielen anderen. Manche davon sind gepflanzt, andere von selbst gekeimt, aber sind alle Nahrungsgrundlage oder Lebensraum für heimische Insektenarten.Zierpflanzen wie Kirschlorbeer oder Neophyten, wie das Kanadische Berufkraut oder die Kanadische Goldrute, sind hier dagegen weniger gerne gesehen. Sie besitzen keinerlei Bedeutung für die heimische Insektenwelt.

Zur Förderung der Insekten hat Frau Schwebel außerdem eine Reihe von Lebensräumen angelegt: verschiedene selbstgebaute Nisthilfen für Wildbienen wurden aufgehängt, Astschnitt zu einer Benjeshecke aufgeschichtet, in der sich auch gerne Igel aufhalten, und ein „Käferkeller“ gegraben, ein Erdloch, das mit morschem Holz, Blättern und Hackschnitzel aufgefüllt und mit Zweigen abgedeckt wurde. Im aufgeschichteten Brennholz am Rande des Gartens nisten Holzbienen und der trockene Boden vor dem Stapel ist bei Erdhummeln beliebt. Auch Brennnesseln sind geduldet, denn Tagpfauenaugen nutzen diese Pflanzen zur Eiablage.

Dank dieser idealen Voraussetzungen haben sich bereits einige interessante Arten wie z.B. der Nashornkäfer oder die Zaunrüben-Sandbiene angesiedelt, die ausschließlich auf die Zaunrübe als Lebensraum angewiesen ist. Und dank des reichhaltigen Insektenangebots hat sich inzwischen auch eine vielfältige Vogelfauna eingestellt.

Bei ihren Erläuterungen betonte Frau Schwebel, dass die Wildbienen die Hauptbestäubungsarbeit bei unseren Kulturpflanzen leisten und daher unverzichtbar für unsere Versorgung mit Nahrungsmitteln sind. Bei der Auswahl der Pflanzen achtet sie auf das „Trachtfließband“, d.h. darauf, dass möglichst das ganze Jahr über Pflanzen blühen, da z.B. die blauschwarze Holzbiene fast ganzjährig aktiv ist.

Auf ihrer Wiese lässt sie Blühinseln zwischen den gemähten Pfaden stehen, mäht die verschiedenen Bereiche im Wechsel und manche Flächen sogar nur einmal pro Jahr. Gedüngt wird in ihrem Garten lediglich mit Kompost und Mulch. Auch das Wässern versucht sie einzuschränken, am besten selten - aber dann kräftig. Damit werden die Pflanzen angeregt, in die Tiefe zu wurzeln.

"Wilde Ecken zulassen, möglichst viele verschiedene heimische Wildpflanzen fördern, ein paar Strukturen wie Totholz oder Wassertränken einbringen, extensive Pflege, verblühte Stauden als Überwinterungsquartier bis zum Frühjahr stehen lassen - so kann jeder in seinem Garten ohne allzu großen Arbeitsaufwand aktiv etwas gegen das Insektensterben tun."

Nach Abschluss ihrer Führung beantwortete Frau Schwebel ausgiebig und mit viel Fachwissen und umfangreicher Artenkenntnis noch lange die zahlreichen Fragen der Besucherinnen und Besucher.

Hier ist unsere Einladung:

Vielfalt, Wildnis und Schönheit im Garten

Besuch im Naturgarten von Familie Schwebel in Niedernhausen, am Sonntag, den 22. Mai um 15.00 Uhr

Unsere Insekten sind bedroht. Das dramatische Artensterben der letzten Jahre ist inzwischen allgemein bekannt. Doch wieso sind die Wildbienen und all die unzähligen anderen Insekten für das Funktionieren der Ökosysteme und für uns Menschen so unentbehrlich? Und was können wir gegen das Insektensterben unternehmen? Wer einen eigenen Garten oder einen Balkon besitzt, hat eine Reihe von Möglichkeiten, unseren Insekten zu helfen.

Ein Paradies für heimische Insekten hat Kirsten Schwebel in ihrem Garten in Niedernhausen geschaffen. Hier entstand in den letzten zwei Jahren eine Vielzahl unterschiedlicher Lebensräume wie zum Beispiel bepflanzte Steinhaufen, Sandarium und Käferkeller. Zusammen mit den zahlreichen Wildstauden, Sträuchern, Kletterpflanzen und Obstbäumen bieten sie optimale Voraussetzungen für eine artenreiche Tierwelt.

Wie Kirsten Schwebel die Umgestaltungen in Angriff genommen hat, Tipps zu Auswahl, Bezug, Pflege und Vermehrung der Pflanzen und was sie noch alles an Projekten in Garten und Hof vorhat - all dies werden wir bei unserer Besuch in ihrem Garten erfahren.

Und wenn du dann Lust bekommst, auch in deinem Garten mehr Platz für Wildnis zu schaffen und mehr Vielfalt und Naturnähe zuzulassen, wird dir Frau Schwebel gerne Tipps und Anregungen geben und deine Fragen fachkundig beantworten.


Kommt zu Fuß, mit euren Fahrrädern oder mit dem Bus (Haltestelle "Niedernhausen Linde").

Zurück